Ein Paradies für Angler, Jungverliebte und allerlei andere Naturliebhaber bietet ein kleiner See am Waldesrand. Wie dieser möglichst naturgetreu auf der Modellbahnanlage entsteht, soll hier gezeigt werden.
Ist die passende Stelle gefunden, kommt zuerst ein Aluminium-Fliegengitter zum Einsatz um die Konturen des zukünftigen Sees zu erzeugen. Mit einem Tacker lässt es sich schnell und einfach auf den Spanten und Rahmen des Moduls befestigen. Zurechtgeschnitten wird das Gitter mit einer einfachen Schere. Anschließend verhindert ein Falzen der Kanten das spätere Ausreißen des Materials und stabilisiert die Randbereiche.
Die Metallstruktur erzeugt eine Armierung, die es ermöglicht, den Modellgips nur sehr dünn aufzutragen. Dieser drückt sich durch das Gitter, dadurch erhält man eine stabile und gleichzeitig leichte Landschaftsschale.
Zunächst widmen wir uns nun dem Seegrund, der nach dem Befüllen mit Modellwasser nicht mehr zu erreichen ist. Das Bett besteht aus hellbraunem Sand, der wie beim Schottern von Schienen mit verdünntem Holzleim fixiert wird. Ist diese Schicht ausreichend getrocknet, erhalten die mittleren Partien des Sees eine Behandlung mit dunkelgrüner, fast schwarzer Lasur, gemischt aus Revel Aqua in den Tönen anthrazit und dunkelgrün, verdünnt mit Spiritus. Dies erzeugt eine realistische Tiefenwirkung, trotzdem die Wasserschicht nur wenige Millimeter beträgt.
Wasser marsch!
Nun folgt das Vorbereiten des Wassers. Mit einer genauen Waage lässt sich das Modellwasser von microlife exakt nach den Vorgaben abwiegen. Sehr geringe Mengen der Pigmente Umbra und Oxidgrün werden zunächst in der Harzkomponente fein verrührt, bis keine Farbklümpchen mehr zu sehen sind und sich ein dreck-grün-brauner Farbton einstellt. Erst dann kommen beide Komponenten samt den Farbpigmenten im richtigen Verhältnis im Mixbecher zusammen. Ein ausgedienter Pinselstiel hilft dabei, die Masse gründlich, aber mit möglichst wenigen Luftblasen zu vermengen.
Die vorbereitete Mixtur von der Mitte des Sees aus zum Rand eingießen. Der Eindruck der Tiefe des Wassers erfolgt durch die Vorbereitung des Seegrunds mit der dunklen Lasur, als tatsächliche Wassertiefe reichen ca. 3mm Harz völlig aus.
Ein Zahnstocher hilft dabei, das Harz exakt an das Ufer zu ziehen. Eine Besonderheit dieses Harzes ist die geringe Kriechneigung. Vorraussetzung dafür ist allerdings, dass sich keinerlei Kunststoffe und insbesondere Grasfasern in der Nähe des Seebettes befinden. Deswegen ist dieser Arbeitsschritt auch unbedingt vor der Begrünung durchzuführen. Die Trocknungszeit beträgt mindestens 12 Stunden, man kann sich also Zeit lassen, die Ränder sehr genau zu gestalten.
Sollen sich später Teile unterhalb der Wasserlinie befinden, müssen diese in das noch flüssige Harz eingelegt werden. Je nach Material ist die Kriechneigung unterschiedlich. Im Zweifelsfalle vorab auf einem kleinen Diorama einen Test durchführen. In unserem Fall kommen alle Teile später hinzu. Das heißt, erst einmal muss abgewartet werden, bis das Harz vollständig getrocknet ist.
Unser See stellt ein Gewässer mit je nach Jahreszeit unterschiedlichen Pegeln dar und führt derzeit einen niedrigen Wasserstand. Dies führt im Uferbereich zu einer sichtbaren Bruchkante zum Grünstreifen hin. Sie wird mittels Leim, Sand und Humus nachgebildet und mit einer Künstlerspachtel modelliert.
Boot oder kleines Schiff?
Die Boote der Angler verlangen nach einem Steg, der für diesen See aus in Streifen geschnittenem Balsaholz gebaut und mit braunschwarzer Beize behandelt wird. Dafür eignen sich lasierende Farben wie Aero Color von Schmincke. Eine dünne Farbschicht leicht verwischt auftragen, um einen verwitterten Eindruck zu erzeugen.
UHU Holzleim aus der praktischen kleinen Tube verklebt im nächsten Arbeitsschritt die Einzelteile stabil miteinander. Überschüssiger Kleber kann mit einem mit Wasser befeuchteten Borstenpinsel entfernt werden. So entstehen keine unschönen Kleberänder. Die Pfosten reichen im Modell natürlich nicht bis in den Seegrund und sind deshalb nur so lange, wie der Steg aus dem Wasser ragt, hier ca. 3 mm. Die letzen Pfosten stehen schon auf dem Sand und sind entsprechend kürzer.
Die Seeoberfläche ist vorerst fertig gestellt, es folgt die Umgebung bis zur Bahntrasse. Die Basis für die spätere Begrünung bildet eine Mischung aus Sand, Humus und Turf. Graskleber der Firma Noch verbindet das Streumaterial fest mit dem Untergrund. Dabei gilt es Wege und Trampelpfade von Turf auszunehmen. In weiteren Schichten werden Grasbüschel zunächst mit sehr kurzen Fasern (Moos von Mininatur) dann mit längeren Fasern direkt auf dem Untergrund mit Hilfe eines Elektrostaten aufgebracht.
Zur Belebung des Sees bieten verschiedene Hersteller Zubehör an. Von der Firma Artitec gibt es ein Set mit mehreren Booten. Diese werden zunächst von den überflüssigen Graten befreit indem man sie auf einem Stück Schmirgelleinen abschleift.
Die ungenutzten Boote der Angler erhalten eine Haube als Regenschutz. Zur Nachbildung von Abdeckfolien aller Art eignet sich sogenanntes Cinefoil. Diese Folie wird beim Film eingesetzt, ist mattschwarz beschichtet und lässt sich gut lackieren. Sie ist beispielsweise bei Modulor erhältlich. Um einen realistischen Eindruck zu erzeugen empfiehlt sich zur mittigen Unterstützung der Plane einen Rest Gleisprofil oder einen Draht auf Bootsmaß ablängen und mit etwas Klebstoff befestigen. Dann die passend zugeschnittene schwarze Folie mit einem Messer längs und quer falzen und um den Rumpf andrücken. Sekundenkleber hält die Haube an Ort und Stelle.
Die Boote erhalten zum Abschluss gemäß der Anleitung von Artitec eine Kolorierung mit Revell Farben. Wichtig ist hier, die Dosen vor dem Öffnen nicht zu schütteln, sondern die Farbe mit einem Zahnstocher vom Grund der Dose hervorzuholen und das oben schwimmende Öl in der Dose zu belassen. Der nun auf dem Zahnstocher befindliche Farbklumpen kommt auf einen Rest Sperrholz. Um die richtige zähflüssige Konsistenz zu erhalten, etwas Terpentin(ersatz) unter die Farbe mischen und diese dünn auf die Folie auftragen. Durch den einmaligen Farbauftrag erhält man noch keinen natürlichen Eindruck.
Um den Modellen mehr Plastizität zu verleihen, trägt man noch sogenannte Shades auf. Diese dickflüssigen Lasuren gibt es von Citadel, sie werden einfach dünn auf die Modelle gepinselt. Gut geeignet für Holzschattierungen sind die Farben „Nuln Oil“ und „Agrax Earthshade“.
Die Gestaltung der Uferbereiche erfordert etliche Grasbüschel. Helle Farbtöne stellen Schilf dar, das stellenweise bis tief ins Wasser hinein wächst. Sie können auf einer ausgedienten Blister-Verpackung mit einem Elektrostaten erzeugt und einzeln oder in Gruppen an die gewünschte Stelle verpflanzt werden. So verliert das Gewässer seinen klaren Umriss.
Eine Schicht dick aufgespachteltes klares Acryl-Gel sorgt dafür, dass die Büschel Halt finden. Es ist sowohl im Künstlerbedarf als auch im Handel von Vallejo als „Water Effects“ erhältlich. Alles, was zukünftig im Wasser schwimmen soll, wird direkt in diese Schicht eingearbeitet und hält quasi wie von selbst. In den freien Bereichen modelliert eine Künstlerspachtel Wellen in die Masse.
Selbstgebaute Tannen und Birken mit Belaubungsmaterial von Silhouette sowie Filigranbüsche aus dem selben Hause bilden einen Rahmen am Ufer. Dicht gepflanzt trennen sie den idyllischen Bereich des Sees vom restlichen Modul ab.