Ein schön geschottertes Gleis macht was her. So mancher Modellbahner schreckt jedoch davor zurück und greift lieber zum Bettungsgleis. Oder? An dieser Stelle gibt es auch keine Entwarnung: Nur Übung macht den Meister!
Zunächst ist die Frage zu klären, welcher Schotter es denn sein soll. Fast alle Hersteller von Bastelmaterialien für die Modellbahn bieten auch Schotter an. Am Ende ist es einfach eine Frage des persönlichen Geschmacks und wie viel Aufwand in die Nachbearbeitung gesteckt werden soll.
Meine eigenen Versuche, Schotter nach dem Schottern zu färben, waren nur mäßig erfolgreich und das Ergebnis schwer zu kontrollieren. Darum habe ich mich zuletzt für den Schotter von Koemo entschieden, da er meiner Vorstellung vom perfekten Gleisbett am nächsten kommt und bereits eingefärbt ist. Natürlich kann man auch selbst eine Lasur mischen und Steine färben. Ein Kandidat dafür ist der günstige Moba-Lit vom MBC Wilder Kaiser. Der Schotter von Minitec ist in Teilen unter neuer Flagge Unique Scenery Products wieder verfügbar, wenn auch nicht mit allen vormals erhältlichen Steinarten. Dafür werden wohl einige bekanntere Online-Versender beliefert.
Viele Hersteller bieten außerdem Muster an, mit denen man ein kleines Diorama zum Testen bestücken kann. Einige separate Versuche lohnen sich auch, um das Handling mit dem Schotter zu erlernen, ohne gleich ans Eingemachte zu gehen. Auch darf man sich nicht von der vorbildgerechten Steinart täuschen lassen. Fein gebrochen wirken manche Gesteine komplett anders als im Vorbild. Extrem lässt sich das beobachten bei stark melierten Sorten wie Granit, die sich praktisch in ihre einzelnen Komponenten zerlegen.

Die Qual der Wahl
Auch bei der Körnung gehen die Meinungen stark auseinander. Speziell bei der Spur N tendiere ich zu einem etwas gröberen Schotter als maßstäblich korrekt wäre. Meist wird dieser für Code 55-Gleise angeboten. Ich finde, dass der korrekte Schotter einfach zu sehr nach Sand aussieht nachdem er verklebt wurde. Für größere Spuren fällt das nicht so deutlich auf, in 1:160 und kleiner schon.
Eine andere Frage ist der zu verwendende Leim. Der Kleber von Koemo macht einen guten Job und ich nehme ihn daher gerne. Eine bombenfeste Alternative ist HEKI Latex-Kleber. Gerade an schwierigen Stellen am Modulkopf schaden ein paar Tropfen davon nicht. Auch die Kleber von Minitec funktionieren tadellos.
Wichtig ist mir an dieser Stelle vor allem, dass der Leim die Körner auch wirklich gut hält, gerade die Module werden oft bewegt und da stehen die Gleise auch mal über Kopf. Geräuschdämmung spielt für mich eine eher untergeordnete Rolle. Glänzen darf das Gleis und vor allem die Schwellen später auch nicht, das sieht auf Fotos nicht schön aus.
Einfaches Werkzeug
Ob man zum Schottern eine Hilfe wie den sog. Schotterboy benutzt, muss ebenfalls jeder für sich entscheiden, Versuch macht klug. Ich selbst brauche zum Schottern nur ein Stück Pappe, einen Borstenpinsel und einen etwas abgeschnittenen feinen Pinsel. Dazu noch eine Einweg-Pipette und die Sprühflasche mit Netzmittel. Ich verwende gerne das von Minitec, das es ebenfalls wieder über Unique Scenery Products zu beziehen gibt.

Schritt 1: Vorbereiten
Schottern macht mehr Spaß, wenn man sich den Arbeitsplatz etwas einrichten kann. Dazu gehört, das Modul in eine bequeme Höhe zu bringen, vielleicht einen Stuhl bereitstellen und alles Werkzeug zurechtlegen.
Der Kleber neigt dazu überall hinzu laufen, auch dahin wo man ihn nicht haben will. Und das Einweichen bringt definitionsgemäß ordentlich Wasser mit sich. Daher schottere ich üblicherweise nach dem aufbringen der Erdschicht und vor dem Begrünen. Ansonsten läuft der Kleber durch den Fließverbesserer und die Nässe in die Grasfasern und richtet dort zuviel Schaden an, indem er die Grasbüschel praktisch wieder aufweicht.
Zwischen Module bzw. Segmente kommen Styrodurplatten, die zuvor mit einem Breiten Tesafilm beklebt wurden. Dann werden die Teile von Hand verschraubt. Diese Maßnahme verhindert zuverlässig, dass die Module zusammenkleben, lässt aber zu, dass man die Übergänge übern Daumen angleicht.
Schritt 2: Die Bettung formen
Vorab sollten die Sandstreifen beidseitig der Gleise fertig gestellt sein. Das passiert üblicherweise in einem Arbeitsgang mit dem Schließen der Landschaftsschale und dem Aufbringen der Erdschicht. Alles gut durchtrocknen lassen!
Zunächst wird der Schotter beidseitig der Profile aufgebracht. In der Mitte des Gleises sollte eine Lücke bleiben, also sparsam den Schotter zwischen die Gleise einbringen. Außen am Gleis wollen wir eine kleine Wulst erzeugen, da darf es schon mehr Schotter sein.
Mit dem Borstenpinsel wird der Schotter nun zwischen den Schwellen verteilt. Meist genügt es, da einmal in jede Richtung drüber zu fahren. In der Mitte des Gleises sollte nun eine kleine Kuhle sein, zu den Profilen hin steigt der Schotter knapp unter das Niveau der Schwellen.
Mit dem Pinsel fährt man nun flach außen am Profil entlang und schiebt die Schotterkörner seitlich von den Schwellen. Das geht einfacher als es zunächst klingt. Mit etwas Übung entsteht der Wall beidseitig des Gleises fast von selbst.
Vorsichtiges Klopfen mit dem Pinselgriff lässt den Schotter etwas zusammen rutschen. Meist hat die Bettung außen noch ein zu starkes Gefälle. Da kann man vorsichtig mit dem Pinsel nachhelfen und gegebenenfalls noch etwas Schotter aufbringen, denn am Ende sollten alle Lücken geschlossen sein. Mit dem feinen Pinsel kehrt man nochmal alle Schwellen frei von Schotterkörnern.


Wer dem Wahnsinn die Stirn bieten will, versucht mit zwei verschiedenen Schotterfarben einen Verlauf zum Sandstreifen zu erzeugen. Dabei sind die rostigen Steine bedingt durch den Bremsstaub beidseitig der Profile zu finden, die weniger rostigen liegen am Rand der Bettung. Umgekehrt liegen neue Steine meist oben auf dem alten Schotter.
Schritt 3: Vorsichtig aber gründlich einweichen
Dieser Schritt wird gerne unterschätzt, ist aber für die spätere Stabilität sehr wichtig. Das Schotterbett muss richtig feucht sein. Dazu das Netzmittel mit dem Zerstäuber über die Bettung nebeln, so dass dieser die Steine benetzt. Erst wenn der Schotter Feuchtigkeit gezogen hat, direkter aufsprühen.
WICHTIG für kleine Spuren: Den trockenen, noch losen Schotter niemals direkt mit dem Zerstäuber ansprühen. Die Körnchen fliegen einfach weg und das in Schritt 2 mühsam erzeugte Schotterbett ist dahin. Über den Schotter hinweg sprühen!
Aus dem selben Grund sind jedweder Transport und andere Störungen auch zu verhindern. Am besten erfolgt die Verklebung spät abends und hinterher sperrt man den Raum kinder- und tiersicher ab, bis der Kleber einen Tag später trocken ist! 🙂
Schritt 4: Tropfenweise Kleber aufbringen
Es hat sich bewährt, den Schotterleim auf die Schwellen zu träufeln, nicht auf den Schotter. Dadurch spült es die Körner tendenziell von der Schwelle herunter. Die Pipette ist für das Aufbringen des Schotters ideal, da man sehr kontrolliert Tropfen für Tropfen in das Bett einbringen kann.
Wichtig ist an dieser Stelle, nicht mit Kleber zu sparen. Der Leim muss das komplette Bett durchdringen. Man sieht dies gut daran, wie der Kleber im Schotter hochsteigt. Zu wenig Leim ist meist der Grund, dass sich später Teile des Schotters lösen!
Schritt 5: Keine Panik vor Blasen!
Ein Problem vor allem bei maßstäblichem Schotter ist, dass sich trotz Fließverbesserer und jeder Menge Kleber Luftblasen nicht verhindern lassen. Diese steigen hoch und bilden kleine Krater auf dem Schotterbett. An dieser Stelle ist es wichtig, nicht in Panik zu verfallen, sondern diese Stellen gezielt zu suchen und mit dem runden Ende des Pinsels oder einer Künstlerspachtel ganz vorsichtig den Krater einzuebnen ohne dabei das Schotterbett zu ruinieren.
Es ist auch problemlos möglich später noch nachzuschottern. Im Zweifel gilt: Finger weglassen bis das Schotterbett trocken ist!
Schritt 6: Geduld, Geduld, Geduld!
Ok, Schottern ist nix für schwache Nerven. Geduld und Ruhe sind der beste Begleiter, gegebenenfalls auch ein wenig Baldrian oder andere sanfte Beruhigungsmittel aus der Hausapotheke. Es ist am Ende kein Hexenwerk, aber man darf auch nicht erwarten, dass der erste Meter Gleis schon perfekt wird. Dennoch lohnt sich der Aufwand in jedem Fall, es wird mit jedem Stück Gleis besser. Nur Mut!